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Kirche Hochkirch

Genaue Angaben zur Entstehung der Kirchgemeinde Hochkirch gibt es nicht. Nachdem die Oberlausitz christianisiert wurde, wurden mit den Lausitzer Urpfarreien Bautzen, Göda und Kittlitz die ersten Kirchgemeinden geschaffen. Doch nur wenige Jahre später begann man weitere Gemeinden zu schaffen. So wurde auch im Bereich der alten sorbischen Siedlung Bukewiz eine Kirche gegründet. Da es um das einflussreiche Recht der Pfarrstellenbesetzung zu Streitigkeiten kam, verfügte Bischof Bruno II. von Meißen 1222, dass dieses Recht dem Domkapitel in Bautzen zustünde. Bis 1918 wurde die Collatur aufrecht erhalten.

So war es auch nach der Reformation notwendig, sich die Zustimmung zu einem neuen Hochkircher Pfarrer vom röm.-kath. Domkapitel in Bautzen einzuholen.

Über die Geistlichen in Hochkirch vor der Reformation ist nichts bekannt. Eine Aufstellung ab 1540 ist hier einzusehen. Viele dieser Pfarrer haben sich große Verdienste nicht nur in der Betreuung ihrer Kirchgemeinde gemacht, sondern auch für die Kultur- und Geistesgeschichte des sorbischen Volkes. So seien hier genannt z.B. Gregor Martini als Herausgeber des zweitältesten obersorbischen Buches 1627, Johann Wauer als sorbischer Lieddichter, Gesangbuchherausgeber und Mitübersetzer und -herausgeber der Bibel in die sorbische Sprache 1728, Johann Friedrich Lange (*1709 +1757) als Mitübersetzer und -herausgeber von Luther Hauspostille, Michael Möhn (*1793-1875) als sorbischer Chroalübersetzer, Streiter für die Nutzung sorbische Sprache in Schule und Gemeinde sowie Verantwortlicher der sorbischen Gottesdienste in Dresden, Gustav Mürbe (*1882 +1958) als Streiter für die sorbische Sprache und erster Sorbischer Superintendent.

> zur Website der Kirchgemeinde Hochkirch

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Die Eule-Orgel

Die Spannung steigt – nach 1 ½ Jahren, in denen die Hochkircher Hermann-Eule-Orgel aufgrund ihrer Restaurierung geschwiegen hat, soll am 14. Mai das Instrument in neuem-alten Klang zu Gottes Ehre und uns zur Freude erklingen!
Doch was kann dieses große Instrument – eine Dame im Alter von 133 Jahren - erzählen?
Im Jahr 1890 erblickte sie das Licht der Welt – oder besser gesagt, erfüllte sie das Hochkircher Gotteshaus zum ersten Mal mit ihrem vollen Klang. Mit viel mehr, und vor allem klangstärkeren Stimmen als ihr Vorgängerinstrument, sollte diese Orgel den „ kräftigen Gesange der Wenden“ anleiten und tragen. So wünschten es sich die Hochkircher Gemeindeglieder ausdrücklich. Die beiden sonntäglichen Gottesdienste wurden regelmäßig von 700 bzw. 300 Menschen besucht. Und diese sangen aus vollem Herzen! So wünschten die Kirchvorsteher damals, dass zusätzlich zu den angebotenen 30 Registern noch zwei besonders kräftige Stimmen ergänzt werden sollten, obwohl diese sogar recht teuer waren! Doch nun der Reihe nach:

Hermann Eule, geboren am 4. Januar 1846 als Sohn eines Klavierbauers aus Löbau, erhielt seine erste Ausbildung bei dem Orgelbauer Leopold Kohl in Bautzen, und er lernte während seiner Gesellenjahre in Süddeutschland die dortige Orgellandschaft und –bauweise kennen. Leider blieb ihm aufgrund des deutsch-französischen Krieges 1870/71 sein Wunsch verwehrt, bei dem berühmten französischen Orgelbauer Aristide Cavaillé-Coll seine Ausbildung fortzusetzen. Also kehrte er in die alte Heimat zurück und gründete als 26-jähriger in Bautzen seine eigene Werkstatt.
Die Hochkircher Orgel wurde im 18. Jahr des Bestehens seiner Firma als 48. Instrument erbaut. Er wählte das zu diesem Zeitpunkt modernste System der mechanischen Kegellade. Die Orgel erhielt 2 Manuale und Pedal sowie 32 Register, davon 2 Zungenstimmen.
Nur 27 Jahre später wurde brutal in das Instrument eingegriffen. Die großen Prospektpfeifen, die die Front der Orgel bildeten, wurden für Kriegszwecke beschlagnahmt. Wie die meisten Orgeln im Land, wurde auch die Hochkircher Orgel ihrer wertvollen Zinnpfeifen beraubt. Nach 4 weiteren Jahren entschloss man sich, den Orgelprospekt wieder zu schließen, jedoch mit Pfeifen aus dem billigeren Ersatzmaterial Zink.
Unsere Orgel besteht jedoch nicht nur aus den sichtbaren 27 Orgelpfeifen im Prospekt. In ihrem Inneren birgt sie eine Fülle an verschiedenen Stimmen, ähnlich der Art eines Orchesters. So hat die Hochkircher Orgel insgesamt 1.959 Orgelpfeifen. Davon bekommen wir 1.932 Pfeifen nie zu sehen, aber wir können den unterschiedlichen Klangfarben lauschen.
Nicht genau nachvollziehen lässt sich, weshalb in den Jahren nach 1921 das beeindruckende Register Trompete 8 Fuss seinen Platz räumen musste und stattdessen die Stimme Salizional 8 Fuss eingesetzt wurde. Weitere neun Originalregister mussten im Jahr 1971 die Orgel verlassen. Man war damals der Meinung, mit solchen Umbauten allen Orgeln zu einem norddeutschen Barockklang zu verhelfen. Nur ist die Bauweise solcher Orgeln eine völlig andere und entstammt einer anderen Zeit, so dass die Register der verschiedenen Bauarten klanglich nie so recht zueinander finden konnten. Denn eine Orgel wird bei ihrer Entstehung immer als klangliches Gesamtkonzept geplant. Nicht alle Stimmen wurden 1971 durch andere ersetzt, zwei Register fehlten seit dieser Zeit. Außerdem wurden damals gebrauchte Teile aus der Orgel der Michaeliskirche Bautzen eingebaut, so z.B. die Manualklaviaturen, die Pedalklaviatur sowie das Register Subbass 16 Fuss.
Über 50 Jahre sind seitdem vergangen. Holzwurmschäden, Verschleiß, Verschmutzung und Trocknungsschäden haben unserer Orgel stark zugesetzt. Hinzu kamen die Schäden an Kirchendecke und Wänden.
Im Herbst 2021 wurde die Orgelbaufirma Ekkehart Groß aus Waditz damit beauftragt, die Orgel zu sanieren. Damit verbunden war auch die Rekonstruktion der verloren gegangenen Stimmen. So wurde die Trompete 8 Fuss neu gebaut und darf wieder an ihrem alten Platz stehen. Ebenso kehrten u.a. weitere Manualregister, wie Gamba 8 Fuss, Flöte d’amour 8 Fuss, Schweizer Gambe 4 Fuss und eine Mixtur für das Oberwerk in die Orgel zurück. Außerdem wurden die Pedalregister Violonbass 16 Fuss, Cellobass 8 Fuss sowie der Quintenbass 10 2/3 Fuss rekonstruiert. 
Letzterer wird in Kombination mit einem 16 Fuss Register zu einer akustischen 32 Fuss-Stimme, es entsteht damit ein ganz tiefer Klang.
Bei den Umbauten 1971 wurden glücklicherweise einige Orgelpfeifen der entfernten Stimmen wieder verwendet. Nur wurden diese an den verschiedensten Stellen mit verbaut. So ergab sich bei der Restaurierung die Aufgabe, ein großes Puzzle zu entschlüsseln, die Pfeifen dem richtigen Register zuzuordnen und nach deren Vorbild die fehlenden Orgelpfeifen zu rekonstruieren. Alles mit der Maßgabe, so viel historisches Material wie nur möglich zu erhalten. Fast detektivisch musste jeder Hinweis erforscht werden, von Pfeifenformen bis zu verblichener Bleistiftschrift auf Holzdöckchen. Nichts durfte übersehen werden. Und nun verschmelzen im Inneren der Orgel historische mit neuen Materialien und bilden wieder die Klangeinheit, die der Erbauer ihr zugedacht hatte.
Umso dankbarer sind wir, dass durch den unermüdlichen Einsatz von Pfarrer Haenchen, dem Kirchenvorstand und engagierten Gemeindegliedern sowie der enormen Spendenbereitschaft und Förderung durch die Landeskirche das Projekt „Sanierung der Hochkircher Eule-Orgel“ Wirklichkeit werden konnte und damit verbunden auch die Sanierung des Treppenanbaus und der Kirchendecke im hinteren Kirchenschiff.
Und eine Besonderheit gibt es dazu: Der Raum hinter der Orgel, in dem sich die ursprüngliche Kastenbalganlage noch befand, wurde gereinigt, renoviert und die Windversorgung wiederhergestellt. Vielleicht kann sich noch jemand erinnern, dass früher beim Orgelspiel die Bälge getreten werden mussten? Es ist nun tatsächlich wieder möglich, die Orgel ohne Strom zu betreiben. Sollte sich sonntags jedoch niemand für diesen Kirchensport begeistern lassen, erledigen das die dafür angebrachten Motoren mit moderner elektronischer Steuerung.
Sind Sie neugierig geworden? Dann sind Sie herzlich eingeladen, aus vollem Herzen zu singen – gemeinsam mit unserer neuen-alten Orgel!
Elke Groß 

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